Neil Gaiman ist neben seinen zahlreichen Comics und Romanen in der Filmwelt vor allem derzeit durch die Adaptionen seiner Werke Coraline (Henry Selick, 2009) und Der Sternwanderer (Matthew Vaughn, 2007) bekannt. Der nicht minder visuell beeindruckende Fantasyfilm MirrorMask, den Gaiman mit seinem langjährigen Freund und Illustrator Dave McKean schuf, scheint – vor allem dadurch, dass er nie ins Kino kam – etwas unauffälliger platziert zu sein, obwohl er sich keinesfalls hinter der Konkurrenz verstecken muss.
Die junge Helena (Stephanie Leonidas) muss jeden Abend aufs Neue als Jongleurin im Zirkus ihrer Eltern auftreten, obwohl sie nicht die geringste Lust verspürt, den ohnehin zum Scheitern verurteilten Traum ihres Vaters (Rob Brydon) zu unterstützen. Als ihre Mutter (Gina McKee) eines Abends vor einem Auftritt zusammenbricht und ins Krankenhaus zur Operation gebracht wird, wird Helena aus ihrem Alltagsleben gerissen: In der folgenden Nacht findet sie sich auf einmal in einer bizarren, surrealen Welt wieder, deren Bewohner allesamt merkwürdige Masken tragen. Die Welt und ihre Königin des Lichts liegen im Sterben, weil sich ausbreitende Schatten alles Leben verschlingen. Nur ein magisches Artefakt, die Spiegelmaske, kann wieder Ordnung in das Chaos bringen und das Königreich vor dem Untergang bewahren. Und so macht sich Helena kurzerhand mit dem Künstler Valentine (Jason Barry) auf die Suche danach. Doch die finstere Königin das Schattenreichs hat da auch ein Wörtchen mitzureden und ihre rebellische Tochter spielt letzten Endes eine noch weit entscheidendere Rolle.
MirrorMask lebt vor allem vom starken Artdesign, das in den verschiedenen Kreaturen und Umgebungen zum Ausdruck kommt. Ob launische Folianten, katzenartige Wesen mit menschlichen Fratzen oder schwebende Giganten; Gaiman und McKean haben ihrer Kreativität freien Lauf gelassen und auf diese Weise eine stimmige Fantasywelt geschaffen, die sich positiv von verkrusteten Genreklischees abhebt. Dass die Charaktere dabei letztlich ein wenig zu kurz kommen, ist zu verschmerzen. Statt enormer Charaktertiefe wird hier eben mehr auf ästhetische Vielfalt gesetzt. Der Unterhaltung tut das jedenfalls keinen Abbruch.
Die Optik ist natürlich die große Stärke des Films und das tragende Element für seine Wirkung. Der Grundton des Films ist überwiegend in gelblichen und bräunlichen Farben gehalten. Dass die CGI an manchen Stellen nicht so butterweich zu den realen Darstellern passen wie in höher budgetierten Filmen, fällt nur sehr geringfügig ins Gewicht. Der Plot hingegen hat im Mittelteil nicht viel mehr zu bieten als die Reise von Helena und Valentine durch verrückte Orte, gegen Ende löst er sich dann aber doch noch einmal ein wenig vom allzu Typischen.
Alles in allem ist MirrorMask eine erfrischende Fantasygeschichte, die zwar Gaimans andere Werke nicht übertrifft, aber dennoch – besonders stilistisch – frischen Wind ins Genre bringt.