Wenn man gute Fantasyliteratur sucht, liegt man mit den Romanen und Comics von Neil Gaiman sicher nicht verkehrt. Der Erfolg seiner Arbeit bescherte uns darüber hinaus bisher drei Filmadaptionen seiner Werke. Dazu gehört neben MirrorMask (Dave McKean, 2005) und Coraline (Henry Selick, 2009) auch Matthew Vaughns Der Sternwanderer, ein märchenhaftes Abenteuer über einen gefallenen Stern.
Protagonist Tristan (Charlie Cox) lebt in einem kleinen englischen Städtchen mit dem passenden Namen Wall, denn nur eine kleine Mauer trennt diesen wirklich unspektakulären Ort vom fantastischen Königreich Stronghold. Als er jenseits dieser Grenze einen Stern vom Himmel stürzen sieht, ist das die Gelegenheit, ihn seiner Angebeteten, der stadtbekannten Schönheit Victoria (Sienna Miller), als Beweis seiner Zuneigung zu bringen. Dummerweise muss Tristan an der Einsturzstelle feststellen, dass es sich bei dem gefallenen Stern nicht um einen leuchtenden Gesteinsbrocken handelt, sondern dass er in Gestalt einer jungen Frau namens Yvaine (Claire Danes) daherkommt. Auf einmal scheint so ein Stern wohl nicht mehr das geeigneteste Geschenk für seine Liebste zu sein. Zu allem Überfluss haben es einige zwielichtige Gestalten auf Yvaine abgesehen. Die Hexe Lamia (Michelle Pfeiffer) erhofft sich vom Herzen des gefallenen Sterns ewige Jugend für sich und ihre Schwestern; der rücksichtslose Septimus (Mark Strong) ist Anwärter auf den Thron von Stronghold, nachdem der bisherige Monarch und alle anderen möglichen Erben unglücklicherweise rein zufällig verstorben sind, und benötigt ein Juwel, das Yvaine bei sich trägt, um seinen Anspruch rechtmäßig geltend machen zu können. Es versteht sich von selbst, dass Tristan schlussendlich nicht umhin kommt, Yvaine beizustehen und sie vor allen Widrigkeiten zu beschützen.
Natürlich ist der Plot grundsätzlich keine Offenbarung. Der Sternwanderer stützt sich auf simple, altbekannte Elemente, allerdings glücklicherweise auf erfrischend unterhaltsame Art. Es ist hierbei besonders die Tatsache hervorzuheben, dass der Film sich selbst und gängige Fantasykonventionen nicht immer ganz so ernst nimmt. Es gibt ein wenig Kitsch und auch ein paar Klischees, doch stets mit einem Augenzwinkern serviert. Das Zusammenspiel der Charaktere ist amüsant und liebenswert. Düstere Fantasy epischen Ausmaßes im Stile der Der-Herr-der-Ringe-Trilogie (Peter Jackson, 2001-2003) darf man hier nicht erwarten. Matthew Vaughns Film präsentiert sich eher als zauberhaftes Märchen, das auf humorvolle Weise immer wieder mit den Erwartungen des Zuschauers spielt. Auch Robert De Niro fügt sich nahtlos in die Reiher lustiger Augenblicke ein, wenn er in seiner Nebenrolle als gewiefter Luftpirat seiner heimlichen Leidenschaft, dem Tragen von Frauenkleidern, nachgeht.
Optisch präsentiert sich Der Sternwanderer in recht klassischer Fantasy-Ästhetik ohne irgendwelche Schwächen. Im Gegenteil: Lamias Hexereien sind schön anzusehen, mal effektgeladen, als sich ein Gasthaus förmlich aus dem Nichts erhebt, mal subtiler, wenn sie beispielsweise fremde Körper auf urkomische Weise zu lenken versucht. Noch ist die Action nicht so krachend wie in Kick-Ass (2010), aber Matthew Vaughn deutet dennoch bereits sein Talent an. Das Drehbuch kommt ohne Längen und unnötige Schnörkeleien aus und erzählt eine einfache, aber unterhaltsame Geschichte. Und gerade die Interaktionen der einzelnen Figuren sind lässig und gewitzt, sorgen so für eine angenehm unversteifte Atmosphäre, die Der Sternwanderer zu einem äußerst gelungenen zweistündigen Spaß machen.
Ich geniesse den Film auch nach der dritten Sichtung. Splatter-Mutti hingegen war entsetzt: Sie erwartet den Haarausfall, dem eine gewisse „Dame“ ausgesetzt ist. Weiber! :D
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Verstehe. Das ist aber auch wirklich ein Horrorszenario! :)
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