Riesige, von Menschen gesteuerte Roboter, auch Mechas genannt, erfreuen sich in Japan so großer Beliebtheit, dass man angesichts der Unmengen an Manga und Anime zu dem Thema schnell den Überblick verliert. Bekannte Vertreter sind allerdings auch weltweit verfügbar, wie beispielsweise die Animeserien Neon Genesis Evangelion (Hideaki Anno, 1995), Gurren Lagann (Hiroyuki Imaishi, 2007) und Code Geass (Gorō Taniguchi, 2006). Ein anderes populäres Genre, das sich mit Mecha-Sci-Fi hin und wieder überschneidet, ist das der Kaijū Eiga, was auf deutsch so viel wie „Monsterfilm“ bedeutet und von Angriffen gigantischer Kreaturen wie Godzilla und Mothra handelt; eine westliche Entsprechung wäre der Riesenaffe King Kong. Fans dieser übergroßen Monster und/oder Kampfroboter kommen nun an einem Film sicher nicht vorbei: Guillermo del Toros Pacific Rim.
Ganz im Stile großer Vorbilder, folgt Pacific Rim (USA, 2013) der Geschichte von einer Bedrohung der Menschheit durch Monster von solch enormen Ausmaßen, dass sie ganze Städte in Schutt und Asche legen können. Panzer und Kampfjets haben gegen diese, in liebevoller Anspielung Kaiju genannten Kreaturen nicht den Hauch einer Chance. Sie kommen aus einem Dimensionsloch in den Tiefen des pazifischen Ozeans und es gibt nur ein Mittel, sie wieder dorthin zurückzuschicken: Das Jaeger-Programm. Hierbei handelt es sich um humanoide Kampfmaschinen, jeweils von zwei Piloten gelenkt, die den Kaiju ordentlich den Hintern versohlen sollen oder besser gesagt sollten, denn die schier übermächtigen Kaiju lassen jegliche Hoffnung schwinden und sorgen dafür, dass das Programm kurz vor seiner Schließung steht.
Der erfahrene Pilot Raleigh Becket (Charlie Hunnam) hatte die Einheit nach einem folgenschweren Einsatz, der das Leben seines Co-Piloten forderte, eigentlich bereits verlassen. Doch Marshall Stacker Pentecost (Idris Elba) gibt nicht auf, holt Becket zurück in die Einheit und schickt ihn gemeinsam mit der jungen Pilotin Mako Mori (Rinko Kikuchi) in ein entscheidendes Gefecht, um die Menscheit vor dem Untergang zu bewahren.
Was hat der Zuschauer nun von Pacific Rim zu erwarten? Tatsächlich genau das, was die Verpackung verspricht: Mechas vs. Monster! Bei einem Budget von fast 200 Millionen Dollar darf man einiges erwarten: Gute Effekte, actionreiches Kampfspektakel und eine teure Materialschlacht. Logisch. Glücklicherweise hat man mit Guillermo del Toro einen Mann auf dem Regiestuhl, der trotz reizvoller finanzieller Möglichkeiten und entsprechenden Drucks seitens der Studiobosse nie das Wesentliche aus den Augen verliert, nämlich seine Projekte mit viel Herzblut und Liebe zum Detail anzugehen. Bereits in Hellboy (2004) und Pans Labyrinth (2006) entführte er den Zuschauer in fantastische Erzählungen, bei denen er darauf achtete, dass jede Kleinigkeit ihren ganz eigenen Reiz ausübte. Kreative Ideen und Figuren, die bis in die weniger wichtigen Nebenrollen stets als denkwürdige Charaktere in Erinnerung blieben. Pacific Rim bildet da keine Ausnahme. Klar, das ist Popcornkino, bei dem es richtig kracht, aber eben auch eine Geschichte mit liebenswerten Protagonisten und Hintergründen, sodass es richtig Spaß macht, sich in dieser Welt zu verlieren und bis zum Schluss mitzufiebern. Für einen massentauglichen Monsterfilm ist Pacific Rim nämlich erstaunlich komplex und führt die Auswirkungen der Kaiju-Angriffe in aller Konsequenz fort. Das reicht von der medialen Wahrnehmung der Jaegerpiloten bei der Öffentlichkeit, über skurrile Forschungstehorien und Experimente bis hin zur wirtschaftlichen Verwertung von Kaiju-Fleisch auf illegalen Schwarzmärkten.
Vom seelenlosen Hollywoodfilm ist del Toros Film einmal mehr weit genug entfernt und eine wirklich positive Blockbuster-Überraschung, weil der Regisseur trotz der unglaublichen Prämisse um Authentizität bemüht war. Bei der Oscar-Verleihung im kommenden März ist Pacific Rim übrigens in der Kategorie „Beste Visuelle Effekte“ nominiert – völlig zurecht, denn del Toro und sein SFX-Team schütteln mal eben bombastische Actionsequenzen aus dem Ärmel, die zeigen, das hohe Budgets beim mexikanischen Filmemacher gut aufgehoben sind. Dazu gesellt sich ein hämmernder Soundtrack, der die gigantischen Proportionen des Monsterspektakels passend unterlegt.
Amerikanische Produktionsfirmen nehmen viel Geld in die Hand, wenn es um potentielle Kassenschlager geht. Nicht immer können diese unglaublich aufwändigen Filme dann auch überzeugen, doch in diesem Fall wurde mit Pacific Rim alles richtig gemacht.