Welcome to the Space Show

Welcome to the Space Show

Sommerferien bedeuten immer viel Spaß mit Freunden in herrlichstem Sonnenschein. Wie kann man das eigentlich noch toppen? Vermutlich mit dem aufregendsten Abenteuer, das man sich nur vorstellen kann. Der japanische Animationsfilm Welcome to the Space Show von den Regisseuren Koji Masunari und Masaaki Yuasa macht’s möglich.

Die Ferienzeit bedeutet für fünf Kinder eines japanischen Dorfes auch jedes Jahr eine ganze Woche ohne Eltern, die sie an ihrer Schule verbringen, um sich unabhängig und selbstständig ihrem Schulstoff zu widmen. Vorbildlich, doch es kommt alles anders als geplant. Nachdem sie im umliegenden Wald einen verletzten Hund entdecken und anschließend wieder gesund pflegen, entpuppt sich dieser als außerirdischer Botaniker mit dem Namen Pochi (Keiji Fujiwara). Seine Mission: Die Erforschung einer in der gesamten Galaxie unheimlich seltenen Pflanze, die allerdings auf der Erde – speziell in Japan – recht häufig vorkommt. Als Dank nimmt er die Kinder mit auf eine Reise zum Mond, auf dem sich tatsächlich eine geheime Stadt befindet, die von Aliens aller Art bevölkert wird. Der vermeintlich kurze Ausflug wird zum intergalaktischen Abenteuer weit jenseits unserers Sonnensystems, wenn die Rückreise zur Erde unterbunden wird und kriminelle Außerirdische hinter den Kindern her sind, die unwissentlich Exemplare der begehrten Pflanze mit sich führen.

Wenn man von der fast schon überdramatischen letzten halben Stunde absieht, ist Welcome to the Space Show in erster Linie eine Entdeckungsreise, die von ihren zahlreichen Eindrücken lebt. Die kunterbunte Mondgesellschaft mit ihren amüsanten Ähnlichkeiten, aber auch fremdartigen Unterschieden zur uns bekannten Erde; das farbenfrohe Treiben, ein chaotisch erscheinendes Wirrwarr außerirdischer Kreaturen von ganz verschiedener Art: All das erinnert mit seinem Potential zur Reizüberflutung an Filme wie Summer Wars (Mamoru Hosoda, 2009), noch mehr aber an Chihiros Reise ins Zauberland (Hayao Miyazaki, 2001), insbesondere dann, wenn diese fünf jungen Menschen versucht sind, sich ein Stück weit in diese eigenartige Welt zu integrieren, indem sie Aufgaben und Pflichten übernehmen. Es ist kein unbekanntes Konzept im Kinderfilm, die Protagonisten aus ihrem gewohnten Umfeld zu reißen und förmlich in ein surreales, fantastisches Abenteuer zu werfen, in dem sie fremde Orte, Wesen und Lebensweisen kennenlernen, um in letzter Instanz etwas über sich selbst als Menschen zu erfahren und sozusagen einen Reifeprozess durchzumachen.

Es ist das Staunen, die Wahrnehmung von etwas Beeindruckendem im Fremdartigen, das uns bekannte Dinge in einem ganz neuen Licht betrachten lässt. Im englischen Sprachraum ist in einem solchen Fall vom sense of wonder die Rede. Genau diesen Zustand zu vermitteln, gelingt Welcome to the Space Show ausgesprochen gut. Mit unheimlich vielen kreativen Details und liebenswerten Figuren, die audiovisuell herausragend in Szene gesetzt sind, ist der Film ein Fest für die Sinne. Jüngere Zuschauer können sehr viel Spaß haben, gemeinsam mit den Protagonisten die bizarren Aliens und coolen Maschinen zu entdecken. Was die Ästhetik des Films angeht, kann man sich kaum beklagen.

Ein Problem ist jedoch der Laufzeit von über zwei Stunden und dem eigentlich etwas dünnen Plot geschuldet: Natürlich ist es positiv, dass die Geschichte um die fünf Kinder nicht gestaucht und gehetzt wirkt, wie sie es wohl in einem gut siebzig- bis achtzigminütigen Film gewesen wäre, andererseits kommt Welcome to the Space Show, salopp gesagt, nur langsam in Fahrt, sozusagen aus dem ursprünglichen Staunen beinahe nicht mehr heraus. Das letzte Viertel hingegen ist zu dem Zeitpunkt sogar unerwartet hektisch, ganz so, als würde man die vorherige Gelassenheit wieder ausgleichen wollen, indem man das Tempo drastisch anzieht. Das mag jüngere Zuschauer nicht so sehr stören, doch als Erwachsener wünscht man sich vielleicht doch eine etwas ausgewogenere Balance, damit die ohnehin schon nicht gerade komplexe – aber für eine überwiegend auf Entdeckung basierende Geschichte durchaus passende – Handlung nicht so ungleich strukturiert wirkt. Das löst die Konkurrenz aus dem Hause Ghibli in der Regel eleganter. Nichtsdestotrotz ist dieser wunderschön anzusehende Anime ein grundsympathischer Familienfilm, der zwar nicht alles, doch so einiges richtig macht.

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