The Raid 2

The Raid 2 - FilmplakatVor gut vier Jahren erschien mit Gareth Evans‘ The Raid der Überraschungshit aus Indonesien. Mit Martial-Arts-Experte Iko Uwais in der Hauptrolle inszenierte der Regisseur eine brachiale Actionorgie, die besonders durch ihr hohes technisches Niveau brillierte. 2014 erschien der ersehnte Nachfolger und nun geht es nicht mehr – wörtlich – in die Höhe, sondern vor allem in die Breite, weil Evans an Figurenensemble und Drehbuch geschraubt hat.

Die Handlung setzt noch am selben Tag ein, an dem die wilde Hochhausschlacht des Vorgängers endete. Dieses Mal verschlägt es Rama (Iko Uwais) in eine Undercovermission, bei der er unter falscher Identität die Unterwelt Jakartas infiltrieren soll. Zwischen den Mafiafamilien bahnt sich ein handfester Krieg an. Rama soll versuchen, an die Namen korrupter Polizisten zu gelangen, währenddessen macht eine aufstrebende dritte Partei, der Kriminelle Bejo (Alex Abbad), auf sich aufmerksam.

Anstatt eines sehr geradlinigen, geradezu drastisch reduzierten Plots, fußt The Raid 2 auf einer Gangstergeschichte mit mehr Charakteren und verschiedenen Handlungssträngen, wenngleich letztlich doch alles wieder auf Protagonist Rama zuläuft, der sich gegen so ziemlich jeden wehren muss, der ihn auszuschalten versucht. Evans macht trotz deutlicher Anleihen an klassisches Gangsterkino keinen Hehl daraus, einen Actionfilm drehen zu wollen, statt sich erzählerisch auf das Niveau großer Epen eines Martin Scorsese zu bewegen. Trotz langer Laufzeit von zweieinhalb Stunden und deutlich mehr Dialoganteil als der Vorgänger, sind es einmal mehr die überragend in Szene gesetzten Actionsequenzen, die The Raid 2 auszeichnen. Die Kamerarbeit ist erneut über jeden Zweifel erhaben und der nahtlose Schnitt, der in hektischen Momenten wieder bewusst nicht elliptisch ist, garantiert dem Zuschauer, jeder Bewegung problemlos folgen zu können.

Obwohl das Handlungsgerüst trotz größerem Umfang nach wie vor eher zweckdienlich strukturiert ist, ließ sich Evans nicht nehmen, einige denkwürdige Figuren einzubauen. Spielte Yayan Ruhian im Vorgänger noch den wahnsinnig gefährlichen Mad Dog, taucht er dieses Mal als deutlich heruntergekommener, aber nicht weniger wehrhafter Prakoso auf, der sich tapfer durch einen Nachtclub kämpft. Weit mehr Kultpotential haben aber die nur im Abspann mit Namen versehenen Bat Boy und Hammer Girl, die sich mit Zeichensprache verständigen und mit Baseballschläger respektive Hämmern in die Schlacht ziehen. Besonders letztgenannte, verkörpert von Julie Estelle, darf in einer eindrucksvollen Szene in einem U-Bahnwaggon so richtig aufräumen. Eine Backstory bekommen diese Charaktere nicht. Sie begeistern viel mehr aufgrund ihrer Leinwandpräsenz, irgendwo zwischen skurril und ehrfurchtgebietend. In den besten Augenblicken erinnert das an Go-Go Yubari aus Kill Bill Vol. 1 (Quentin Trantino 2003).

Ist The Raid 2 nun ein würdiges Sequel? Wenn man die geöffnete, umfangreichere Handlung annimmt, dann definitiv. Die Action ist nämlich genau so brutal und atemberaubend choreografiert, wie man sie sich nur wünschen konnte. Spätestens nach diesen packenden 150 Minuten ist Gareth Evans endgütlig ein memorabler Name im zeitgenössischen Actionkino.


Originaltitel: The Raid 2: Berandal
Regie: Gareth Evans
Drehbuch: Gareth Evans
Produktionsland: Indonesien, USA
Produktionsjahr: 2014

Copyright der Bilder: Koch Media

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8 Gedanken zu “The Raid 2

  1. Gute Kritik dieses Films! Ich habe dieses Film gerade letzte Woche angeschauen. Es ist sehr gewaltig, aber auch sehr spannend ^^ Ich verwalte so wie du ein Filmblog, und ich halte für ein gute Idee, wenn wir eine Partnerschaft zwischen unser beide Blog machen würde. Mein Blog ist http://www.seb-news.at/ . Weiterhin alles gut :)

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        1. Also wenn, dann möchte ich gerne separat verlinkt werden und nicht irreführend unter dem Punkt „Reviews“ in das Hauptmenü integriert werden. So macht das ja den Eindruck, als wären das deine Texte, die man darüber aufruft. Besser wäre es, wenn du für Partnerseiten einen eigenen Platz vielleicht rechts am Rand einrichtest und meine Seite mit dem Namen „Mise en Cinéma“ verlinkst.

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  2. Ich weiß nicht ob es einfach nur daran lag, dass der Vorgänger im direkten Vergleich so runtergebrochen wirkte, oder die Fortsetzung wirklich so brutal in die Breite ging: Mir war es leider zu voll gepackt. Löblich, aber doch sehr fordernd. Obwohl die Kampfsequenzen auch hier wieder bahnbrechend in Szene gesetzt wuden.
    In meinen Augen eine leicht schwächelnde Fortsetzung aufgrund der Geschichte, aber mit nich minder grandios in Szene gesetzter Action. Hoffe der 3. Teil findet ein gesundes Mittelmaß aus Teil 1 & 2.

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    1. Ich habe auch schon mitbekommen, dass es dem/der ein oder anderen so erging. Vielleicht im Vorfeld nicht leicht einzuschätzen, denn ich empfand das eben trotz des größeren Umfangs in allen Bereichen nach wie vor kurzweilig. Nie zu voll, nie zu zäh; trotz des anderen Plotansatzes absolut gleichwertig. Eine Mischung aus Teil 1 & 2 würde mir aber vermutlich ebenfalls zusagen.

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