Da wird für gewöhnlich jedem Anflug von Spoilern so vorsichtig wie möglich aus dem Weg gegangen und dann kommt einfach Don Coscarellis John Dies at the End daher und verrät dreist im Titel, dass eine seiner zentralen Figuren am Ende das Zeitliche segnen wird. Dieser eigenwillige Umstand der skurrilen Literaturverfilmung ist allerdings noch das geringste Beispiel für das bewusste Brechen mit Konventionen und Erwartungshaltungen, denn was das Abdriften in immer bizarrere und groteskere Gefilde angeht, macht diesem seltsamen Mix aus Fantasy, Horror, Sci-Fi und Komödie so schnell keiner etwas vor.
Reporter Arnie Blondestone (Paul Giamatti) kann nur schwer glauben, was ihm David (Chase Williamson) gerade erzählt hat. Psychische Kräfte, zurückkehrende Tote, platzende Frauen und tiefgekühlte Fleischmonster? Na ja, dann eben von vorne, denkt sich David und erzählt, wie alles seinen Anfang nahm, als er seinem Freund John (Rob Mayes) nach einem besorgniserregenden Anruf beistehen wollte. Der Rest ist Geschichte: Eine halluzinogene Droge namens Sojasauce macht die Runden und erlaubt ihren Konsumenten mittels einer außerkörperlichen Erfahrung die nichtlineare Wahrnehmung von Zeit und fremden Dimensionen. Dummerweise hat die schwarze Substanz interdimensionale Invasoren auf den Plan gerufen. Das Schicksal der Welt liegt nun also in den Händen von David und John, zwei Typen, wie sie gewöhnlicher kaum sein könnten.
Schubladen interessieren Coscarelli bei seinem ambitionierten Pojekt, gemäß der gleichnamigen Vorlage, nicht. Ganz gleich, welcher Kategorie, welchem Genre oder welchen bereits etablierten narrativen Konzepten eines der Elemente im Film auch ursprünglich zuzuordnen wäre, solange es irgendwie passt, wird es eingebaut. Was auch immer das heißen soll, denn auf den ersten Blick passt herzlich wenig zusammen. Und doch wirkt die scheinbar bunt zusammengewürfelte Geschichte über Wahrnehmungsveränderungen und fremde Dimensionen, über lässige Hunde und monströse Kulte und über zwei junge Männer, die eigentlich alles andere als qualifiziert sind, die Welt zu retten, wie aus einem Guss. Die Ideen sind mannigfaltig und rangieren von „so dämlich, dass es wieder cool ist“ bis „überraschend clever“ und bombardieren die Protagonisten unaufhörlich mit sonderbaren Situationen, die der Zuschauer so schnell nicht wieder vergisst.
Aber ist John Dies at the End nun Kult oder Trash? Vielleicht beides. Vor allem jedoch ist Coscarellis zehnter Film eine irrwitzige, bekloppte Genremischung, die wohl kaum uneingeschränkt zu empfehlen ist, sondern eher eine kleine, aber treue Anhängerschaft um sich scharen wird, die von Davids und Johns verrücktem Abenteuer gar nicht genug bekommen können. Um Herauszufinden, ob man dazugehört oder nicht, führt wohl kein Weg an der surrealen Horrorkomödie vorbei.
Originaltitel: John dies at the End
Regie: Don Coscarelli
Drehbuch: Don Coscarelli
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2012
Copyright der Bilder: Ascot Elite