Re-Cycle

Re-Cycle FilmplakatNachdem die Pang Brothers als bemerkenswertes Regieduo erstmals mit Bangkok Dangerous (1999) und anschließend noch stärker mit The Eye (2002) in der Filmwelt auf sich aufmerksam machten, drehten sie 2006 mit Re-Cycle eine surreale, kleine Geschichte, die gehörig mit den Genre-Erwartungen ihrer Zuschauer spielt.

Ting-yin (Angelica Lee) ist eine gefeierte Schriftstellerin, doch nach ihrer Bestseller-Trilogie von Liebesromanen, hakt es ein wenig mit der Kreativität für ihr neues Buch. Thema soll das Spirituelle, das Übernatürliche sein, doch den Entwurf ihres ersten Kapitels wirft die Schriftstellerin frustriert in den Papierkorb. Kurz darauf häufen sich mysteriöse Dinge in ihrem Haus. Ist das alles bloß Illusion oder greift etwas unvorstellbares nach der Wirklichkeit? Die fremde Welt ihres Manuskript scheint sich auf beängstigende Weise in die Realität zu drängen …

Tatsächlich könnte man an dieser Stelle sogar aufhören zu lesen und einfach den Film anschauen, um fast unbedarft an die düsteren Geschehnisse um Ting-yin heranzutreten. Wer jedoch – korrekterweise – vermutet, mit dem Film der Pang Brothers habe es mehr auf sich als bloß ein bisschen mit Klischees von okkultem Asia-Horror zu spielen, kann sich auf ein ganz besonderes Fest für die Augen freuen: Die Handlung driftet nach einer Weile von der konkreten, wenn auch in Zweifel gebrachten, Realität von Ting-yins Wohnung in eine surreale (Alp-)Traumwelt, bei der die Brüder auf dem Regiestuhl visuell ihre ganze kreative Palette präsentieren – soweit das Budget reicht.

Zugegeben, die CG-Umgebungen können natürlich nicht mit Hollywoodmaßstäben mithalten, dennoch gelingt es Re-Cycle seine Protagonistin und die Zuschauer in einfallsreiche Szenerien zu entführen. Ein riesiger Schrottplatz, eine bizarre Stadt im Stile von Kowloon Walled City und eine vollgestopfte Bibliothek sind nur ein Teil dessen, was Ting-yin erwartet.

Wenn aber die visuelle Gestaltung gelobt werden muss, sei auch gesagt, dass der Aufwand der dafür betrieben wurde auch klar den Fokus der filmischen Qualität von Re-Cycle bestimmt. Die Atmosphäre, die von der surrealen Parallelwelt der weggeworfenen Dinge erzeugt wird, ist stark, doch die eigentliche Handlung um Ting-yins Vorstoß in diese Fremdartigkeit und ihre Begegnung mit einem geheimnisvollen jungen Mädchen gewinnt ganz sicher keinen Preis. Sie ist funktional, aber auch sehr linear und kann ihre Emotionen oftmals nur behaupten anstatt sie tatsächlich spürbar zu vermitteln.

Letztendlich lohnt sich trotzdem allein aufgrund der stimmungsvollen Inszenierung und der beeindruckenden Bilder bereits ein Ausflug in die bizarre Welt, die sich Danny und Oxide Chun Pang ausgedacht haben. Re-Cycle ist zwar kein Spitzenfilm, aber zumindest sehenswert – mit der Betonung auf „sehen“. Wer die inhaltlichen Abstriche verkraften kann, wird hier durchaus seinen Spaß haben.


Originaltitel: Gwai Wik
Regie: Danny & Oxide Chun Pang
Drehbuch: Danny & Oxide Chun Pang, Cub Chin, Sam Lung, Thomas Pang
Produktionsland: Hongkong, Thailand
Produktionsjahr: 2006

Copyright der Bilder: Splendid Film

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Ein Gedanke zu “Re-Cycle

  1. Da hast du ja was verdächtig gutes ausgegraben. Das Oeuvre der Pang-Brüder interessiert mich für gewöhnlich nicht, aber der hier liest sich tatsächlich so, als könnte man den gucken. Werde ich beizeiten in Angriff nehmen!

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