Roman Polański macht ja in der letzten Zeit eher durch ein schweres Sexualdelikt Schlagzeilen, wenn man sich aber an seiner Filmographie entlanghangelt, stößt man 1965 auf einen im wahrsten Sinne des Wortes wahnsinnigen Film, auf Ekel, das verstörende Porträt einer jungen Frau, die auf dem Weg in geistige Abgründe zu radikalen Handlungen greift.
Die junge Belgierin Carole Ledoux (Catherine Deneuve) arbeitet als Maniküre und lebt mit ihrer Schwester Hélène (Yvonne Furneaux) in einem Londoner Apartment. Im Gegensatz zu ihrer Schwester, deren Geliebter Michael (Ian Hendry) sie immer wieder besucht, ist Carole allein, schüchtern und zurückgezogen. Ihren Verehrer Colin (John Fraser) weist sie stets ab und die persönlichen Dinge von Michael, die sie im Apartment findet, entfachen in ihr eine regelrechte Abscheu. Nachts kann Carole nicht schlafen, weil sie Hélène und Michael beim Sex im Nebenzimmer hören muss. Als die beiden aber schließlich für zwei Wochen nach Italien verreisen, verfällt Carole in ihre eigene paranoide Welt voller Wahnvorstellungen und – natürlich – Ekel, voller Angst und Verstörung gegenüber Männern, voller Apathie und Verwahrlosung. Ein verwesender Hase, den Carole unzubereitet im Wohnzimmer stehen lässt, spiegelt ihren psychischen Verfall symbolisch wieder, der sich letztlich aber auch in physischer Gewalt äußern wird, denn Carole bleibt nicht allein…
Repulsion ist ein horrorartiger Psychothriller wie aus einem Guss. Die Perspektive bleibt fast durchgehend intern fokalisiert und lässt den Zuschauer alles durch die verstörte Sicht Caroles wahrnehmen. Die Halluzinationen äußern sich dann beispielsweise in immer größer werdenden Rissen in den Wänden des Apartments oder in einer Vielzahl von Händen, die sich gierig nach Carole ausstrecken. Diese Symbole sind einfach und direkt, verfehlen allerdings nicht ihre Wirkung. Die Stimmung wird im Verlauf des Films immer beklemmender. Lange Abschnitte ohne gesprochenen Dialog unterstützen die isolierende Atmosphäre. Visuell präsentiert sich Repulsion in einer hübschen Schwarz-Weiß-Ästhetik, die im Verlauf des Films mehr und mehr auf Kontraste setzt. Die Musik drängt sich bisweilen penetrant in den Vordergrund, bohrt aber dadurch ebenso nett im Kopf des Zuschauers wie die Halluzinationen in Caroles Psyche.
Polańskis Ekel ist eine abgründige Reise in den sich steigernden Wahnsinn einer von Abscheu ergriffenen introvertierten Frau, ein Alptraum mit eindrucksvoll katatonischem Finale; ein Film, den man am besten im abgedunkelten Zimmer genießt. Im Gegensatz zu vielen heutigen Shockern herrscht hier noch eine tatsächliche unbehagliche, angsteinflößende Atmosphäre, wenngleich sie hier nicht in kurzen Wellen daherkommt, sondern schleichend Stück für Stück wächst und dem Zuschauer bis zum Ende keine erleichternden Pausen mehr lässt.