A Tale of Two Sisters

A Tale Of Two Sisters - FilmplakatWenn es eine Sache gibt, die man den oftmals so überflüssigen US-Remakes von nichtamerikanischen Filmen zugutehalten kann, dann, dass sie wenigstens den ein oder anderen Zuschauer auf das Original aufmerksam machen. 2009 erschien mit Der Fluch der 2 Schwestern (Charles & Thomas Guard) die amerikanisierte Fassung eines sechs Jahre zuvor gedrehten, modernen Klassikers des zeitgenössischen koreanischen Kinos: Das mehr als sehenswerte psychologische Horrordrama A Tale of Two Sisters von Kim Jee-woon. Weiterlesen „A Tale of Two Sisters“

I Saw the Devil

I Saw the Devil

Das Thema Rache ist im koreanischen Kino besonders seit der entsprechenden Trilogie von Park Chan-wook unglaublich beliebt und die Flut an neuen Rachethrillern nimmt nicht ab. Dass dabei auch so einiges an eher belangloser Fließbandware herauskommt, verwundert natürlich nicht. Wenn allerdings Kim Jee-woon auf dem Regiestuhl Platz nimmt, sind die Erwartungen der Zuschauer erfahrungsgemäß hoch.

I Saw the Devil erzählt die Geschichte zweier Männer in einem Kampf auf Leben und Tod. Der eine, Kyung-chul (Choi Min-sik), ist ein bestialischer Serienkiller, der bevorzugt Frauen in seinen gelben Schulvan lockt und anschließend in seiner Folterkammer zerstückelt. Sein Gegenüber ist Kim Soo-hyeon (Lee Byung-hun), ein Mitarbeiter des koreanischen Geheimdienstes, der sich eigentlich auf einen romantischen Geburtstag seiner Verlobten Ju-yeon gefreut hatte, bis eine grausame Tat sein Leben für immer verändert.
Es beginnt in einer verschneiten Nacht auf einer verlassenen Landstraße, Ju-yeon befand sich auf dem Heimweg, um ihren Geburtstag mit Soo-hyeon zu feiern und ihn mit der freudigen Neuigkeit ihrer Schwangerschaft zu überraschen, muss aber nun ausharren und auf den Abschleppwagen warten. Während sie in der Zwischenzeit voller Vorfreude mit ihrem Verlobten telefoniert, hält vor ihr ein gelber Van, dessen Fahrer ihr hilfsbereit anbietet, sich um den Reifen zu kümmern. Soo-hyeon rät ihr noch am Telefon, lieber auf den Abschleppdienst zu warten, doch ehe sie sich versieht, hat Kyung-chul bereits die Scheibe auf der Fahrerseite eingeschlagen, verpasst der jungen Frau ein paar Hiebe bis zur Bewusstlosigkeit und zerrt sein Opfer in den Van, um es anschließend daheim zu vergewaltigen und zu zerstückeln.
Die Polizei verspricht, den Mörder zu fassen und vor Gericht zu bringen, doch das ist Soo-hyeon nicht genug. Er nimmt sich eine zweiwöchige Auszeit von der Arbeit und stellt seine eigenen Nachforschungen an. Nachdem er Kyung-chul endlich aufgespürt hat, nimmt ein teuflisch brutales Katz-und-Maus-Spiel seinen Lauf, bei dem Soo-hyeon den Mörder seiner Verlobten nicht mit dem Tod entkommen lassen, sondern ihn so viel wie nur möglich leiden sehen will.

Nach den ersten Filmminuten lässt man sich leicht dazu verleiten, gemäß dem Filmtitel den Teufel im psychopathischen Kyung-chul zu sehen, ist er schließlich tagsüber ein freundlicher Schulvanfahrer und nach Feierabend ein bösartiges Frauen schlachtendes Monster. Schon bald wird jedoch klar, dass der Teufel in jedem von uns stecken kann, wie Soo-hyeon beweist. Im Telefonat mit Ju-yeon zeigt er sich als liebevoller, romantischer junger Mann mit positiver Grundhaltung. Als ihm aber die Liebe seines Lebens so plötzlich und so grausam geraubt wird, verwandelt er sich nach und nach in einen hasserfüllten Mann ohne Gnade oder Kompromisse. Dank eines Senders, den ihm ein Geheimdienstkollege beschafft hatte, bleibt er wie ein Bluthund an Kyung-chul dran, um ihn immer wieder aufs Neue zu überraschen, übel zuzurichten und wieder zu verschwinden. Bricht er ihm bei ihrer ersten Begegnung die Hand, schneidet er ihm beim nächsten Aufeinandertreffen bereits die Achillessehne durch. Und stets lässt er Kyung-chul am Leben, um seine Rache möglichst lang und brutal auszuweiten. Vom lächelnden Mann zu Beginn des Films ist keine Spur mehr zu sehen. In seinen Augen vereinen sich nur noch Wut und Trauer zu grenzenlosem Hass. Der Rest seines Gesichts ist eine emotionslose Maske, die ihn bei seinen Aktionen kaltblütig und routiniert erscheinen lässt.

Beide Protagonisten sind zudem erstklassig besetzt. Choi Min-sik hat zum einen Genreerfahrung durch Oldboy (Park Chan-wook, 2003) und Lady Vengeance (Park Chan-wook, 2005) und spielt vor allem in letztgenanntem ebenfalls einen perversen Killer. Lee Byung-hun ist ein wiederkehrendes Gesicht in Filmen von Kim Jee-woon und hat seit A Bittersweet Life (2005) auch bereits einen Rachefeldzug hinter sich. Dass diese beiden bekannten koreanischen Schauspielgrößen nun in I Saw the Devil aufeinander treffen würden, sorgte schon im Vorfeld für gespannte Erwartung beim Publikum.

Neben den Darstellern ist aber vor allem die packende Inszenierung das treibende Element. Kamera, Montage und Mise-en-Scène sind bei Kim Jee-woon erneut auf höchstem Niveau und ähneln vereinzelt dem Stile Parks. Der Einfluss ist zwar erkennbar, von einer schalen Kopie ist Kims Film jedoch weit entfernt. Vor allem die Szene eines brutalen Handgemenges in einem fahrenden Taxi, die in der Kameraführung an Children Of Men (Alfonso Cuarón, 2006) erinnert, hat es in sich.
Wo Kim A Bittersweet Life noch mit viel Melodramatik füllte, setzt er bei I Saw the Devil auf rustikale Brutalität. Die Gewalt ist tatsächlich sowohl qualitativ, als auch quantitativ hoch, aber gerade die Intensität dieser Bilder ist für die Wirkung der Handlung unabdingbar. Der Plot selbst ist dabei zwar nicht unbedingt überraschend und der Film bringt auch keine nie dagewesenen Innovationen in das Genre, ist aber ein knallharter Rachethriller, der die Spannung bis zum bitteren Ende aufrecht erhalten kann und handwerklich nichts zu wünschen übrig lässt.

The Good, The Bad, The Weird

The Good The Bad The Weird

Kim Jee-woon ist einer der ganz großen Regisseure Koreas und hat sich im Westen der Welt spätestens mit A Tale of Two Sisters (2003) einen Namen gemacht, ein fesselndes Horrordrama, das völlig unnötigerweise ein US-Remake von minderer Qualität erhielt. Mit The Good, The Bad, The Weird beschreitet er nun jedoch ganz andere Pfade: Die rasante Jagd nach einer Schatzkarte quer durch die Mandschurei der 30er-Jahre mit vielen Schusswechseln und enormem Bodycount. Ein gehöriger Spaß, der so schnell nicht langweilig wird.

Die besagte geheimnisvolle Schatzkarte befindet sich zu Anfang noch in den Händen eines japanischen Bankiers, der per Zug die Mandschurei durchquert. Doch der überall gefürchtete Bandit Chang-yi (Lee Byung-hun) überfällt mit seiner Bande den Zug, um die Karte zu erbeuten. Kein schlechter Plan, wäre ihm nicht bereits der leicht verrückte Kleinkriminelle Tae-goo (Song Kang-ho) zuvorgekommen, der sie ahnungslos einsteckte. Chang-yi selbst ist wiederum das ersehnte Ziel des Kopfgeldjägers Do-won (Jung Woo-sung), der sich jedoch zunächst an die Fersen von Tae-goo heftet. Es dauert nicht lange, bis auch Wüstenräuber, koreanische Freiheitskämpfer und sogar die japanische Armee die Karte in ihren Besitz bringen wollen. Bald ist also so ziemlich jeder hinter Tae-goo her und eine wilde, actionreiche Jagd durch die Wüste nimmt ihren Lauf.

Kim Jee-woon lässt dem Zuschauer zwar ein paar Atempausen, doch Schusswechsel und Verfolgungsjagden dominieren klar das Geschehen und zeigen schnell auf, dass The Good, The Bad, The Weird darauf abzielt, die perfekte Actionunterhaltung für den Filmabend zu sein. Die Actionszenen sind dabei extrem cool inszeniert, was mitunter an den beeindruckenden Kamerabewegungen liegt, die das Geschehen stets dynamisch bebildern, ohne dass man den Überblick verliert. Es wird aus allen Enden und Ecken wie wild herumgeballert und zahlreiche Statisten erleben mal mehr, mal weniger spektakuläre Bildschirmtode. Im Mittelpunkt stehen natürlich durchgehend die drei titelgebenden Charaktere. Der sadistische, unmoralische Chang-yi und der trottelige, naive Tae-goo stehlen dem Kopfgeldjäger Do-won allerdings fast die Show, denn der bleibt weitgehend blass, da er einfach zu gewöhnlich, zu „normal“ wirkt. Allzu tief geht die Charakterentwicklung aber dann auch bei den anderen nicht. Kim Jee-woon rückt klar die Action in den Vordergrund; der Film funktioniert dadurch sogar erstaunlich gut. Unterstrichen wird die Rasanz außerdem vom gelungenen Soundtrack. Vor allem das Maintheme, eine abgewandelte Version von „Don’t Let Me Be Misunderstood“, setzt sich im Laufe des Films im Ohr fest und erzeugt einfach eine passende Stimmung.

Es gibt Schusswechsel, Messerkämpfe, Explosionen, Pferde, Motorräder, Kanonen und jede Menge brüchiges Holz. Die Effekte sind nahezu komplett handgemacht und brauchen sich hinter der Arbeit der Special-Effect-Studios aus Hollywood keineswegs zu verstecken. Wer sich also für eine witzige, spannende und actionreiche Westernvariante aus dem asiatischen Raum begeistern kann, ist bei The Good, The Bad, The Weird bestens aufgehoben.