Hail, Caesar!

Hail, Caesar! - Filmplakat22 Jahre und 17 Filme –  Die Karriere der Coen-Brüder ist inzwischen auf eine stattliche Größe angewachsen, die sie längst als nicht wegzudenkenden Teil Hollywoods etabliert. Um jene Traumfabrik geht es auch in ihrem neuesten Werk, Hail, Caesar!, das uns in die 50er Jahre zurückversetzt, eine Zeit, in der Schauspieler bei den Studios noch fest angestellt waren und sogenannte Fixer sich um all die kleinen und großen Probleme kümmern mussten, die im Filmgeschäft so anfielen. Und die Coens haben sich hierfür einige ganz besonders skurrile Probleme ausgedacht. Weiterlesen „Hail, Caesar!“

A Serious Man

A Serious Man

In A Serious Man stellen die beiden Brüder Joel und Ethan Coen ihre eigene Religion in den Mittelpunkt ihres Films. Gewisse Parallelen zur tatsächlichen Kindheit der beiden, die sie in einer jüdischen Akademikerfamilie verbrachten, machen diesen Film zu einem recht persönlichen Werk und dennoch fehlt ihm noch ein wenig von dem gewissen Etwas, das Coen-Filme sonst so auszeichnet.

Die Handlung dreht sich um den jüdischen Physikprofessor Larry Gopnik (Michael Stuhlbarg), dessen Leben ihm ganz plötzlich zu entgleiten droht. Gerade führte er noch ein beschauliches Dasein in einer kleinen jüdischen Gemeinde, da wird ihm auch bereits der Teppich unter den Füßen weggezogen. Seine Frau Judith (Sari Lennick) gesteht ihm, dass sie sich in Sy Ableman (Fred Melamed) verliebt hat und sich von Larry trennen möchte, indem sie ein traditionelles Scheidungsritual durchführen. Larrys pubertierende Kinder Danny (Aaron Wolff) und Sarah (Jessica McManus) fahren neuerdings eher auf Marijuana und Nasen-Ops ab und Larrys mathematisch begabter Bruder Arthur (Richard Kind), der derzeit bei der Familie wohnt, wird wegen illegalen Glücksspiels vom FBI beobachtet. Und in der Universität bietet Larry ein koreanischer Student sogar eine nicht geringe Geldsumme, um seine Note nach oben korrigieren zu lassen. All das, wo doch in Kürze sowohl Dannys Bar Mitzwa, als auch Larrys Beförderung – die er so gut wie sicher habe, obwohl er bei den wichtigen Entscheidungsträgern per anonymer Post verunglimpft wird – anstehen.

Die Coen-Brüder porträtieren einen Mann mittleren Alters, der sein Leben bis vor kurzem voll und ganz im Griff hatte, einen jüdischen Professor, dessen Alltag in geregelten Bahnen und sich wiederholenden Strukturen verlief, auf die er sich verlassen konnte. Doch auf einmal gerät Larry in eine ihm unbekannte Situation. Der plötzliche ungewohnte Stress, der ihn mehr und mehr umklammert, erzeugt bei ihm ein Gefühl von steter Unsicherheit. Fragen nach Sinn und Unsinn seines Lebens und seines Glaubens bestimmen fortan sein Denken. Michael Stuhlbarg mimt Larry derart gekonnt, dass man keine Sekunde daran zweifelt, wie dem Mann zumute ist. Coentypisch präsentiert sich auch Larrys Umfeld als eine Art Skurrilitätenkabinett. Larry sucht im Laufe des Films mehrere Rabbis auf, um sie nach Rat in seiner momentanen Situation zu fragen. Diese Rabbis stellen sich allerdings recht bald als äußerst merkwürdige und nicht allzu hilfreiche Charaktere heraus,  sehr zum Leidwesen Larrys. Auch seine  unmittelbare Nachbarschaft ergänzt sein surreales Gefühl: Der militante und stolze Waffenbesitzer Mr. Brandt, der seinen Sohn Mitch ab und an von der Schule fernhält, um ihm die Kunst des Jagens beizubringen oder die Nachbarin Mrs. Samsky, deren Mann auf Geschäftsreise ist und die sich in seiner Abwesenheit gerne mal mit Joints und anderen Männern die Zeit vertreibt.

Visuell und akustisch ist der Film solide und hält sich in der Richtung eher zurück. Es gibt nicht wirklich besonders nachhaltige Elemente, die zum zentralen Fixpunkt werden. Die Straße, in der die Gopniks wohnen, ist eine sehr ordentliche, akkurate Reihe von Einfamilienhäusern mit milimetergenau gestutzten Rasenflächen und spiegelt wunderbar Larrys ursprüngliche Welt und Werte wieder, ist aber auch ein Stilmittel, an dem sich schon so einige Regisseure bedient haben (siehe vor allem Tim Burtons Edward mit den Scherenhänden aus dem Jahr 1990). Aber spürbar ist natürlich auch, dass es den Coens dieses Mal ohnehin stärker um die Innenwelt ihrer Charaktere ging. A Serious Man ist weder ein lustiges Verwechselspiel à la Burn After Reading (2008), noch ein inhaltlich, wie optisch herausragend düsterer Thriller wie No Country For Old Men (2007), sondern eine interessante Charakterstudie mit sowohl komischen, als auch irgendwie bedrückenden Momenten, die jedoch als Fazit zieht, dass man die Dinge manchmal einfach so hinnehmen muss, wie sie auf einen zukommen; genau so, wie man hinnehmen muss, dass A Serious Man zwar kein ganz großes Meisterwerk ist und für Coen-Verhältnisse vielleicht eine minimale Enttäuschung, aber nichtsdestotrotz einfach eine sehenswerte Geschichte zeigt.