Bergblut

Bergblut - FilmplakatGelegentlich muss der deutsche Film einfach mal raus aus den Städten und in eine andere Umgebung, in eine andere Zeit. Der gebürtige Meraner Philipp J. Pamer nahm sich der Geschichte seiner Heimat an und drehte mit Bergblut ein historisches Liebesdrama vor dem Hintergrund des Tiroler Volksaufstands zu Beginn des 19. Jahrhunderts.

In Augsburg ist es für den Tiroler Franz (Wolfgang Menardi) und seine Frau Katharina (Inga Birkenfeld) nicht mehr sicher. Das Niederstrecken eines französischen Soldaten zwingt das Ehepaar zur Flucht in Franz‘ Heimat, Tirol. Doch dort begegnet man Katharina aufgrund ihrer bayrischen Herkunft alles andere als aufgeschlossen, schließlich befindet sich das Alpenland unter bayrisch-französischer Besatzung. Während sich Katharina mit dem ungewohnten Landleben und den vorurteilsbehafteten Anfeindungen zu arrangieren versucht, lässt sich Franz wie viele andere Tiroler Männer vom späteren Volkshelden Andreas Hofer (Klaus Gurschler) zum blutigen Aufstand gegen die Besatzungstruppen bewegen.

Ist Bergblut in der ersten Filmhälfte noch stärker auf die Liebe zwischen seinen Hauptfiguren und dem Streben nach Akzeptanz fokussiert, verlagert sich der Schwerpunkt von den familiären Konflikten mehr und mehr auf den großen regionalen Konflikt Tirols mit Frankreich und Bayern bis hin zur Eskalation. Dabei schwingt die historisch-kulturelle Prägung in den Figuren, in ihren Ansichten und Handlungen stets deutlich mit, doch nach und nach macht der Regisseur uns bewusst, dass die Liebesgeschichte unter diesen Umständen unmöglich ihren kleinen, privaten Rahmen beibehalten kann, sondern zwangsläufig von den gesellschaftlichen und politischen Strömungen mitgerissen wird.

Die schönen Aufnahmen der Berggipfel und steilen Wiesen erzeugen die Illusion eines Heimatfilms, doch die idyllische Landschaft ist trügerisch, denn die Handlung hat mit der seichten Heiterkeit dieses Genres nichts gemein. Viel mehr kann Pamers Film als Neuinterpretation des Begriffs verstanden werden, indem das Heimatgefühl in Form von völkischem Zusammenhalt und Wehrhaftigkeit ausgedrückt wird, die Einzelschicksale jedoch ungleich komplexer gestaltet sind. Von der heilen Welt des klassischen Heimatfilms ist die Darstellung des Tiroler Aufstands weit entfernt; zu viel Schmerz und Hass erfüllt die involvierten Personen.

So wird Bergblut schließlich zu einem mitreißenden Porträt einer Region, einer Zeit und ihren Menschen. Die Geschichte zweier Liebenden inmitten einer gravierenden Auseinandersetzung zwischen einer nach Freiheit strebenden Nation und ihren mächtigen Unterdrückern.


Originaltitel: Bergblut
Regie: Philipp J. Pamer
Drehbuch. Philipp J. Pamer
Produktionsland: Deutschland, Italien
Produktionsjahr: 2010

Copyright der Bilder: Sunfilm Entertainment

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3 Gedanken zu “Bergblut

  1. Danke für den Tipp! Habe mit Bergblut einen denkwürdigen Abend erlebt. Packender Film, kein klassischer Heimatfilm, am besten zu zweit genießen.

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